Samstag, 19. Juni 2010

Willa Cather: Meine Antonia (Knaus)

Willa Cather berichtet vom Leben der Pioniere, die Amerika einst besiedelt haben. Millionen Menschen aus der Alten Welt zieht es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun- derts in die Prärie. Die Not ist überall groß - und in Amerika hoffen viele auf ein besseres Leben. 
Doch nicht jedem gelingt es, dort eine Farm oder ein Geschäft erfolgreich aufzubauen. Cather zeigt exemplarische Lebensläufe, und erzählt zugleich faszinierende Geschich- ten am konkreten Beispiel: Familie Shimerda ist aus Böhmen nach Amerika gekommen. Sie lebt auf einer jener Farmen, die sich weit voneinander entfernt in der Prärie erstrecken. Als der Nachbarjunge Jim sie zum ersten Male besucht, haust die ganze Familie noch in einem Erdloch. Der Nachbar hat eine Aufgabe für Jim - und sie wird ihn über Jahre beschäftigen: "Lehren, lehren meine Antonia." 
Antonia lässt sich von bitterer Not und harter Arbeit nicht entmuti- gen, und lernt bei Jims Großmutter, wie man einen Haushalt führt. Dieses Wissen wird ihr Startkapital. Denn Antonia ist klug, zielstrebig und wild entschlossen, sich in diesem Lande zu behaupten. Cathers Roman ist große Literatur - doch irgend etwas stimmt nicht an ihm. Es ist die Figur des Jim, die seltsam blass bleibt. Die Leerstelle ist derart auffällig, dass man sehr bald begreift: Dieser "Jim" ist eigentlich eine Jane. Seine Lebenswelt, seine Perspektive ist nicht wirklich die eines Mannes. Und selbst sein Nachname, Burden, zeigt deutlich, dass die Autorin dies als einen Makel, eine Bürde sieht.

Prädikat: *****

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