Montag, 23. November 2009

Clara Kramer: Eine Handbreit Hoffnung (Droemer)


Als die Nazis Galizien besetzen, hat in dem Städtchen Zólkiew bei Lemberg niemand Illusionen darüber, was sie mit den Juden anstellen werden. Dennoch harren die 5000 jüdischen Bewohner aus. Denn die Flucht zu den Russen, die das Städtchen vorher besetzt hielten, gilt ihnen nicht wirklich als Alternative.
Als die SS wenig später beginnt, die Juden zusammenzupferchen und zu ermorden, gelingt es einigen Familien, unterzutauchen. So versteckt Familie Beck erst 15, dann schließlich 18 Menschen in einem engen und niedrigen Kellerloch unter dem Fußboden ihres Hauses. Vom Dezember 1942 bis zum 24. Juli 1944 harren sie dort aus, in Hunger, Furcht, drückender Hitze und qualvoller Enge. Über ihnen, durch die Holzbretter des Fußbodens nur zu gut zu hören, gehen die Deutschen aus und ein.
Clara Kramer, damals ein Schulmädchen in besten Backfisch-Alter, erzählt in diesem ergreifenden Buch von ihren Erlebnissen im Keller-Asyl, von der Jagd der Deutschen auf ihre Schulfreundinnen und Verwandten, und vom Judenhass der Polen und Ukrainer, die sich nur zu gern an den Plünderungen und an der Ausrottung ihrer Mitbürger beteiligten. So sterben noch wenige Stunden vor dem Einmarsch der Russen Juden - verraten für fünf Liter Schnaps...
Dieses Buch macht den Leser fassungslos. Zumal auch diejenigen, die aus dem Wald oder aus ihren Verstecken zurückkehren, in Zólkiew keine Zukunft mehr haben. Nur 50 jüdische Männer, Frauen und Kinder überleben das sinnlose Morden. Keiner von ihnen bleibt in der Stadt.

Prädikat: *****

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