Sonntag, 8. Januar 2017

Carin Müller: Tage zwischen Ebbe und Flut (Knaur)

Felix ist 70 Jahre alt. Felix hat Alzheimer. Und Felix wünscht sich nichts so sehr wie eine Schiffsreise. Seine Frau Ellen aber hasst das Wasser. Also hat Judith ihm eine Kreuzfahrt auf einem eher kleinen Segelschiff geschenkt – als Vater-Tochter-Reise. Ihre Mutter allerdings denkt gar nicht daran, die beiden verreisen zu lassen, und die Atempause zur Erholung zu nutzen: Wie soll das gehen, wo doch nur Ellen wirklich für Felix sorgen kann! Und so wird daraus schließlich eine Reise zu viert – denn Judith bringt noch ihre Nichte Fabienne mit, die eigentlich die Ferien nutzen wollte, um per Casting-Schau reich und berühmt zu werden. 
Der Anfang, den Carin Müller für ihren Roman wählte, hat alles, was man für eine gute Komödie benötigt: Drei unglaublich gestresste Frauen, mit mieser Laune als Dauerzustand, nebst einem Mann, der immmer wieder etliches vergisst, der keine Lust mehr hat, sich an Konventionen zu halten, und die Reise als ein wunderbares Abenteuer erlebt. Der Roman hat dann auch in der Tat viele Szenen, die den Leser schmunzeln lassen – aber niemals macht sich die Autorin über den Erkrankten lustig. Carin Müller gestaltet die Figur die Felix mit sehr viel Respekt – und mit ebenso viel Zuneigung. Außerdem schreibt sie brillant. All das macht dieses Buch zu einem ausgesprochenen Lesevergnügen. 

Prädikat: **** 

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