Sonntag, 11. Januar 2015

Perri Knize: Der verlorene Klang (dtv)

Nach langer Pause hat Perri Knize wieder angefangen, Klavier zu spielen. Zum Üben sucht sie nach einem Instrument – lange und gründlich, denn die Journalistin wünscht sich nicht nur exzellente Spielbarkeit, sondern vor allem auch einen guten Klang. Wer jemals ein Klavier gekauft hat, der weiß, wie schwierig eine solche Suche sein kann. Doch Knize findet „ihren“ Flügel. Es ist, sozusagen, Liebe auf den ersten Ton. Denn der volle, warme Klang, der Knize an die Stimme Marlene Dietrichs erinnert, erscheint ihr unvergleichlich. Doch als Marlene dann bei ihr zu Hause eintrifft, ist dieser magische Klang – verschwunden! Und kein Klavierstimmer ist in der Lage, ihn stabil wiederherzustellen. Dummerweise hat Knize, als Tochter eines Berufsmusikers, ein sehr gutes Gehör. Und sie setzt alles daran, den Zauber zurückzuge- winnen, den das Instrument ursprünglich hatte. 
In diesem Buch beschreibt sie ihre Suche nach dem verlorenen Klang. Es ist, zugegebenerweise, ein Luxusproblem, mit dem sie leidenschaftlich ringt – und man fragt sich schon, ob es sich lohnt, endlos Zeit und natürlich auch sehr viel Geld dafür zu investieren. Doch dann liest man von Knizes faszinierenden Begegnungen mit all den Klavierspezialisten, und man stellt erstaunt fest, wie viele Wege es gibt, die aber allesamt nicht zum Ziel führen. Man ahnt bald, wieso ein Klavier klingt, wie es klingt. Doch man begreift auch, was für ein Mysterium der Klang an sich ist. 
Der Leser folgt Knize sogar quer durch Europa: In Österreich beobachtet sie, wie die Fichten gefällt werden, aus denen schließlich der Resonanzboden eines Klaviers entstehen wird. Und in Braunschweig, bei Grotrian-Steinweg, verfolgt sie, wie die Instrumente gebaut werden. Für Marlene findet sich letztendlich eine Lösung. Eine spannende Reise, mit überaus verblüffenden Konsequenzen – und ein überraschend kluges Buch über Musik. 

Prädikat: ****

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