Mittwoch, 28. Januar 2015

Lena Johannson: Haus der Schuld (Knaur)

Einmal mehr stellt Lena Johannson eine starke Frau in den Mittelpunkt eines Romans, durch den ebenfalls einmal mehr ein kräftiger Seewind bläst. Dabei sind die Träume der Heldin Amali höchst bescheiden: Nicht mehr hinter der Käsetheke stehen, sondern einen hübschen kleinen Hofladen führen, mit einer Bistro-Ecke. Für eine junge Dame, die immerhin BWL studiert und dann noch eine Ausbildung im Bio-Landbau gemacht hat, erscheint dies nicht übermäßig ehrgeizig. 
Dann stirbt ihr Vater, und im Nachlass findet Amali Dokumente zur Familiengeschichte, die sie neugierig machen und zugleich verstören. Denn ihre Vorfahren sind vor über hundert Jahren nach Afrika ausgewandert. Und es ist auch kein Zufall, dass sie später nach Deutschland zurückgekehrt sind. Ihr Hab und Gut haben sie erneut eingebüßt. Und immer hat ein von Eichenbaum dabei die Finger im Spiel. Schließlich reist Amali nach Afrika, denn sie will Klarheit – und Gerechtigkeit. Ein faszinierendes Buch zur deutschen Kolonial- geschichte; nur schade, dass die Autorin auf den Zuckerguss nicht verzichten kann. Der Titel deutet es ja bereits an. Und so steht am Ende natürlich ein netter junger Anwalt bereit, mit der Heldin auf Land zu ziehen. In der Realität wäre der Traum von der selbst- gemachten Marmelade wohl an der Finanzierung gescheitert: Einmal Käse, immer Käse. 

Prädikat: *

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