Donnerstag, 30. Dezember 2010

Georges Simenon: Tropenkoller (Diogenes)

Ein "Non-Maigret" aus der Feder von Georges Simenon? Gespannt beginnt man zu lesen, und findet sich alsbald in eine undurchsichtige Geschichte hineingezogen, die um 1930 in Gabun, Westafrika, spielt. Ein junger Franzose trifft in Libreville ein, um Auslandserfahrung zu sammeln und die Welt kennenzulernen. 
Er muss allerdings schnell feststellen, dass die Uhren in Afrika in einem ganz anderen Tempo laufen, als er das von Daheim gewohnt ist. Niemand hier wartet auf diesen Joseph Timar, niemand braucht ihn - außer Adèle, der Frau des Hotelbesitzers, die sich zu ihm legt, und ihn dann abweist, um ihn später wieder zu verführen, bis er schier den Kopf verliert vor Lust und Eifersucht.
Dann stirbt Adèles Mann, und in derselben Nacht wird ein schwarzer Boy erschossen. Timar ist überzeugt davon, dass die Wirtin in die Angelegenheit verwickelt ist. Doch er will nun endlich etwas tun, in Afrika - und Adèle bietet ihm die Möglichkeit dazu. Denn sie hat eine Geschäftsidee und das nötige Geld, er aber hat durch Zufall die Beziehungen, die erforderlich sind, und beteiligt sich nur zu gern an dem Projekt, denn er sieht darin die Chance, nunmehr tätig zu werden, und zudem mit Adèle zusammen zu sein. Doch nach kurzer Zeit muss Timar erkennen, dass auch er nur eine Marionette in einem abgefeimten Spiel ist.
Eine hervorragend geschriebene Geschichte, flirrend wie die warme Luft am Äquator, die von Andeutungen lebt, und ebenso düster ist wie unterhaltsam. Brillant!

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