Samstag, 14. August 2010

Jonathan Tropper: Sieben verdammt lange Tage (Knaur)

Vater Foxman ist gestorben - und sein letzter Wunsch treibt seinen Kindern den Angstschweiß auf die Stirn: Die Foxmans sollen die jüdische Totenwache halten - Schiwa sitzen, sieben Tage lang, alle gemeinsam auf unbequemen Stühlen in einem engen Raum, abgelenkt nur von den Nachbarn, die zum Kondolieren erscheinen. "Bestimmt werden wir uns auf die Nerven gehen, aber für die nächsten sieben Tage seid ihr wieder meine Kinder. Und ihr habt Hausarrest!" verkündet Mutter Foxman, im Hauptberuf Psychologin und Autorin vielverkaufter Ratgeber zum Thema Erziehung.
Und so lassen sie sich denn auf den Stühlchen nieder, und harren der Nachbarn, die da klingeln werden - Paul, der das Familienunter- nehmen weiterführt, obwohl er eigentlich nie wollte, Wendy, verheiratet mit einem Finanzmakler, was sie als Lebensaufgabe betrachtet und nicht als vergoldetes Gefängnis, Phillip, das Nesthäkchen, das stets ganz sicher die falsche Entscheidung trifft, und Judd, der Ich-Erzähler, der erst kürzlich seine Frau in seinem Bett mit seinem Boss erwischt hat - und nun erfährt, dass dieser zeugungsunfähig und seine Frau schwanger ist. 
Der Leser wird erstaunt feststellen, wie wenig die trauernde Familie in diesen Tagen zu Hause ist. Die wirklich wichtigen Ereignisse finden anderswo statt - und nach den sieben Tagen ist nichts mehr, wie es vorher war. Eine turbulente, charmant erzählte Geschichte um große und kleine Lebenslügen. 

Prädikat: ***

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