Montag, 21. November 2016

Louise Jacobs: Louise sucht das Weite (Knaur)

Sie stammt aus einer Kaffee-Dynastie, hat alles, was man sich wünschen kann – und fühlt sich dennoch wie im falschen Leben. Louise Jacobs ist in besten Zürcher Kreisen aufgewachsen, und sie lebt nun, schriftstellernd, in Berlin. Doch sie träumt von einem Leben als Cowboy, und irgendwann macht sich auf den Weg nach Amerika: Einmal Glücklichsein, bitte, diesmal ohne Rückflug in die Heimat! Der zweite Versuch scheint dann zu gelingen. Louise Jacob ist immer noch kein Cowboy, aber sie hat einen viermonatigen Hufbeschlagslehrgang an der Cornell University erfolgreich abgeschlossen, und einen Hufschmied geheiratet. Wir gratulieren! Und wir hoffen, dass sie jetzt keine Bücher mehr schreiben muss. 

Prädikat: **

Mittwoch, 16. November 2016

Iny Lorentz: Das Mädchen aus Apulien (Knaur)

Pandolfina, Tochter einer Sarazenen-Prinzessin und eines apulischen Grafen, entkommt nur knapp einem Überfall ihres Nachbarn. Nach dem Tod ihres Vaters hat dieser keine Sekunde gezögert, die Burg an sich zu bringen. Dann versucht er, Pandolfina zur Heirat zu zwingen. Das Mädchen sucht Zuflucht am Hof des Kaisers. 
Das Bestseller-Autorenpaar Iny Lorentz zeigt in diesem historischen Roman exemplarisch an einem Frauenschicksal des 13. Jahrhunderts, wie Politik Entscheidungen erzwingt und Lebens- wege verändert. Dem eigentlichen Helden dieser Geschichte, dem Staufer-Kaiser Friedrich II., bleibt oft verblüffend wenig Spielraum. Erzählt wird phantasievoll und routiniert. 

Prädikat: **

Dienstag, 15. November 2016

Mareike Marlow: Blutroter Flieder (Knaur)

Und noch ein Krimi aus Burgheide, irgend- wo zwischen Lüneburg und Bremen. Noch immer teilen sich die Halbschwestern Tessa und Jana – 30 Jahre Altersunterschied, in Berlin aufgewachsen die eine, in Burgheide tief verwurzelt die andere – das vom Vater ererbte Haus am See. Doch das ländliche Idyll hat seine Abgründe. Was recht deut- lich zutage tritt, als die Besitzerin eines Gestütes bei einem Ausritt ums Leben kommt. Zunächst wird ein Unfall vermutet – aber nicht lange, denn die Umstände sind doch zu merkwürdig. Mareike Marlow, eigentlich Marion Meister, hat erneut eine spannende Geschichte um das ungleiche Schwesternpaar zu Papier gebracht und mit köstlichen Backrezepten angereichert. Liebe Autorin – unbedingt weitermachen! 

Prädikat: ***

Montag, 14. November 2016

Rita Falk: Leberkäsjunkie (dtv)

Die Cholesterinwerte vom Eberhofer sind zu hoch, und seine Laune ist absolut im Keller. Das liegt nicht nur daran, dass ihm die Oma auf Weisung von Doktor Brunnermeier derzeit Grünzeug statt Fleischpflanzerln auftischt. Obendrein macht die Susi Stress, denn für den Kontakt von Baby Paul mit seinem Vater fordert sie Zuverlässigkeit. Als wäre das noch nicht genug, brennt es auch noch bei der Mooshammer Liesl – und in dem verkohlten Fremdenzimmer findet sich eine Brandleiche. Dummerweise wohnt bei der Liesl auch Buengo, die große Hoffnung des FC Rot-Weiß Niederkalten- kirchen. Als der angolanische Fußballer unter Mordverdacht gerät, nimmt der Eberhofer Franz die Ermittlungen auf. Rita Falk hat, in bewährt launigem Stil, einen weiteren Krimi geschrieben, in dem der Dorfpolizist diesmal einen besonders kniffligen Fall zu lösen hat. Kult! 

Prädikat: ***

Freitag, 11. November 2016

Andreas Föhr: Eisenberg (Knaur)

Eine neue Ermittlerin betritt die literarische Bühne: Dr. Rachel Eisenberg heißt die neue Heldin der Krimis von Andreas Föhr. Sie ist Strafverteidigerin, Mitinhaberin einer ange- sehenen Münchner Rechtsanwaltskanzlei, frisch getrennt und Mutter einer 13jährigen Tochter. Und ihr jüngster Fall bringt sie in arge Bedrängnis – auch wenn es zunächst gar nicht danach aussieht. Denn Eisenberg kümmert sich um einen Obdachlosen, der einen brutalen Mord begangen haben soll. Der Mandant freilich ist der Anwältin bekannt, wie sie bald feststellt; er war früher Professor. Doch nicht nur beruflich ist er aus der Spur geraten. Das allerdings hätte die Juristin beinahe zu spät bemerkt. Ein clever erzählter Krimi – spannend bis zur letzten Zeile. 

Prädikat: ****

Donnerstag, 10. November 2016

Sam Eastland: Roter Zorn (Knaur)

Eigentlich gilt Inspektor Pekkala als tot: Er sollte den Abtransport des Bernstein- zimmers verhindern, und dabei soll er mit verbrannt sein. Stalin freilich glaubt nicht daran, und auch Major Kirow, Pekkalas Assistent, hat seine Zweifel. Auf Befehl des Diktators muss Kirow schließlich an die Front, um Nachforschungen anzustellen. Alle Spuren weisen in die Ukraine – mitten hinein in einen Partisanenkrieg, in dem nicht nur gegen die Deutschen gekämpft wird. 
Sam Eastland ist ein Pseudonym von Paul Watkins, Jahrgang 1964. In seinen Krimis um Inspektor Pekkala, der ursprünglich dem Zaren diente, schreibt der amerikanische Schriftsteller über Dinge, von denen er nicht viel Ahnung hat. Doch mit jedem Buch kommt er Zeitzeugenberichten näher, und seine Geschichten werden immer besser und spannender. Der Leser freut sich daher über die Rückkehr des Smaragdauges – und auf den nächsten Band. 

Prädikat: ***

Freitag, 4. November 2016

Bernardo Minier: Wolfsbeute (Droemer)

Zu Weihnachten erhält Radio-Moderatorin Christine Steinmeyer einen verstörenden Brief. Zunächst glaubt sie an einen Irrtum, doch bald stellt sie fest, wie ihr bisheriges Leben ihr entgleitet. Innerhalb kurzer Zeit verliert sie ihren Job, sie wird verfolgt, bedroht und sogar vergewaltigt. 
Auch der Polizist Martin Servaz – er befindet sich bereits, psychisch angeschlagen, in einer Reha-Einrichtung – bemerkt, dass jemand mit ihm spielt; die Spielchen freilich sind sehr unerfreulich, und sie haben bereits Menschenleben gekostet. 
Bernard Minier hat einen kühnen Roman geschrieben, dessen Hauptfigur über weite Strecken abwesend ist. Es ist ein Stalker, aber er ist hochintelligent, und er macht sich selbst die Finger nicht schmutzig. Erst als ihm die Schachfiguren ausgehen, sieht er sich genötigt, selbst in Erscheinung zu treten. Nett ist das nicht, aber spannend. Immer wieder versucht der Autor, seine Leser auf eine falsche Fährte zu locken. Ein Vexierbild, das sich immer wieder neu präsentiert – doch letztendlich ist alles ganz einfach, und sogar Hoffnung bleibt zum Schluss. 

Prädikat: ***

Nicole Steyer: Die Kunst des Teufels (Knaur)

Die junge Teresa hat eine Gabe, die einer Frau eigentlich gar nicht zusteht: Sie kann sehr gut schnitzen. Doch Geschäfte sind Männersache, und so gerät das junge Mädchen in große Bedrängnis, als marodierende Landsknechte ihren Bruder töten. In Passau findet sie Unterschlupf, und eine Zukunft: Vom Waisenkind zur Holzbildhauerin – Nicole Steyer erzählt eine Geschichte aus der Zeit des Dreißigjährige Krieges, die leider ziemlich unrealistisch erscheint. Geschrieben allerdings ist das Buch gut; es liest sich auch spannend. 

Prädikat: **

Katherine Wilson: Amore al dente (Knaur)

Eine Amerikanerin reist zum Praktikum nach Neapel – wenn das mal nicht einen Kultur- schock gibt! Und in der Tat: Katherine Wilson, Oberklasse-Sprößling aus Washington D.C., hat gleich ein ganzes Buch darüber geschrieben. Denn kaum gelandet, nimmt die neapolitanische Oberklasse die junge Dame in Empfang – in Gestalt von Salvatore. Seine Mutter Raffaella hat sich nicht nur höchstpersönlich darum gekümmert, dass die Praktikantin des Konsuls ein angemessenes Zimmer als Unterkunft bekommt; sie sorgt auch gleich für ihre Integration. Denn die Mamma kocht sagenhaft; von den Köstlichkeiten, die sie auf den Tisch bringt, handelt etwa die Hälfte dieses Buches. Der verbleibende Rest berichtet, wie Katherine sich erst in die Familie, und dann in Salvatore verliebt. Eine amüsan- te Studie über interkulturelle Kommunikation und ihre Tücken. 

Prädikat: *

Donnerstag, 3. November 2016

Sabine Thiesler: Und draussen stirbt ein Vogel (Heyne)

Ein junger Mann steht vor der Tür – er will das Gästehaus mieten, das zum Anwesen von Rina Kramer gehört. Die erfolgreiche Auto- rin, soeben von einer Lesereise zurück- gekehrt in ihr Landhaus in der Toskana, ahnt nicht, dass dieser Bursche mitnichten Urlaub machen will. Seit Jahren sitzt er in ihren Lesungen, was ihr aber leider nicht aufgefallen ist. Der Leser erfährt es gleich auf den ersten Seiten: Manuel ist ein Stalker, und er hasst die Schriftstellerin. Denn er ist überzeugt davon, dass sie ihre Romane gestohlen hat – jedes einzelne Wort, aus seinem Kopf. Und deshalb will er Rina vernichten. 
Die Story klingt gut, ihre Umsetzung liest sich allerdings mühsam. Denn die Autorin ist, was das Schreibhandwerk angeht, nicht sonder- lich versiert – daran hat leider auch das Germanistik-Studium nichts geändert. Dass sie obendrein eine Erzählweise gewählt hat, bei der aus der Perspektive verschiedener Figuren berichtet wird, macht die Sache nicht besser. Schade!

Prädikat: *

Stephan Harbort: Aus reiner Mordlust (Knaur)

In diesem Buch erläutert Stephan Harbort, Experte für Serienmorde, was in den Köpfen von Menschen vorgeht, die aus reiner Mordlust töten. Er berichtet über ihre Taten und über die Ermittlungen der Polizeit. Dazu gibt er Einblick in die psychischen Hintergründe dieser Fälle. Sein Stil ist sachlich; ein Krimi ist dieses Buch nicht. Dennoch blickt der Leser in Abgründe. Denn Harbort weiß, worüber er schreibt: Der Kriminalhauptkommissar sprach mit mehr als 50 Serienmördern. Er entwickelte Fahndungsmethoden zur Überführung von Gewalttätern und ist Fachberater bei TV-Dokumentationen und Krimi-Serien. 

Prädikat: ***