Freitag, 30. März 2012

Dora Prinz & Sabine Eichhorst: Ein Tagwerk Leben (Knaur)

1936, gerade 16 Jahre alt, verdingt sich Dora Prinz zum ersten Mal als Magd. Sie ist die älteste Tochter; die Eltern haben wenig, und müssen noch drei Mäuler stopfen. Harte Arbeit ist Dora bereits gewohnt: "Ich hab daheim müssen mel- ken, mähen und misten. Ich kann Holz hacken, dreschen und Mehl machen. Ich kann kochen, buttern, nähen, stopfen, einwecken", berichtet sie dem Bauern. Und ein Kalb habe sie auch schon allein geholt. 
Die Arbeit in Haus und Hof bleibt hart. In den 40er Jahren kommen die ersten Maschinen in die Dörfer - Balkenmäher, Melkmaschinen, Kartoffelroder, Traktoren. Der Lebensbericht von Dora Prinz fasziniert, nicht zuletzt weil er noch eine Ahnung davon vermittelt, wie gewirtschaftet wurde, bevor es Waschmaschinen, Kühlschränke, Elektroherde und Supermärkte gab. Und er fasziniert, weil die junge Frau - egal, wie sie von ihren Dienstherrn schikaniert worden ist - sehr stolz und selbstbewusst durchs Leben gegangen ist. 
Ende der 50er Jahre suchte sich Dora Prinz dennoch eine andere Arbeit. Einen halben Tag frei hatten Knechte und Mägde, nach dem Füttern, Melken und Misten am Sonntag, für den Kirchgang und ein paar private Erledigungen. Abends, pünktlich zum Melken und Füttern, mussten sie zurück sein. Und die Urlaubstage konnten sie an ihren Fingern abzählen. Irgendwann hatte sie genug:  "Man muss grad bleiben im Leben", sagt Dora Prinz. Dieses Buch ist der Beleg dafür, dass sie nicht einmal die Zeit beugen konnte. Wirklich sehr beeindruckend - und obendrein wundervoll geschrieben. 


Prädikat: ****

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