Montag, 19. Juli 2010

Herr Ober: "Die Rechnung, bitte!" (Knaur)

Ein Kellner, der das eher unfreiwillig geworden ist (Job weg, Geld alle, und keine Idee, was sonst machen!), schreibt ein Blog: "Waiter Rant" geniesst in den USA mittlerweile Kultstatus. Im Internet berichtet der Kellner freizügig von seiner Arbeit in den mehr oder minder guten Restaurants, von seinen Kollegen und den Kunden sowie von seinen täglichen Abenteuern im Service. Der deutsche Leser sollte wissen, dass ein Kellner in den USA vielerorts keinen Lohn bekommt, und ausschließlich vom Trinkgeld seiner Gäste lebt. "Die Rechnung, bitte!" ist daher ein ausgesprochen mehrdeutiger Titel.
Ach wäre doch der Rest des Buches literarisch genauso anspruchsvoll. Doch davon kann keine Rede sein. Man erfährt so manches, was man schon immer ahnte, aber eigentlich nicht wirklich ganz genau wissen wollte. Man lernt ziemlich schnell, warum sich Küche und Service in vielen Restaurants nicht ausstehen können. Und natürlich verrät der Autor, welche Gäste er nicht mag - so ziemlich alle, so scheint es, wenn man durch das Buch endlich durch ist, denn letzten Endes bleibt nach all den bissigen Anekdoten kaum ein guter Faden an jenen Leuten, die das Geld mitbringen, das doch der Kellner so liebt. Das liest sich mitunter ja ganz amüsierlich, aber 350 Seiten damit werden unterm Strich ganz schön lang.

Prädikat: **

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