Freitag, 5. Februar 2016

Lilli Gruber: Das Erbe (Droemer)

In Pinzon ist sie zur Welt gekommen, in diesem kleinen Dorf hat sie – abgesehen von ihrer Ausbildung im Internat der Englischen Fräulein in Brixen und von wenigen kurzen Reisen – ihr ganzes Leben verbracht, und dort liegt sie auch begra- ben. Rosa Rizzoli, geborene Tiefenthaler, war die Urgroßmutter der Journalistin Lilli Gruber. Geboren wurde sie 1877; damals gehörte ihre Heimat Tirol noch zu Öster- reich-Ungarn: Man sprich Deutsch, und isst Knödel und Sachertorte. 
Die Familie ist vermögend; Rosa trägt Verantwortung nicht nur für ihre Familie, sondern auch für das Gut, die Dienstboten und die Mägde und Knechte. Lilli Gruber hat ihre Urgroßmutter, die 1940 gestorben ist, niemals kennengelernt; umso mehr interessiert sie sich für die Berichte und Gedanken, die sie ihren Tagebüchern anvertraut hat. Ihre Aufzeichnungen beginnen im Jahre 1902 und brechen Weih- nachten 1939 ab. 
In diesem Zeitraum hat sich in dieser Region vieles verändert: 1918 wurde Südtirol bis hinauf zum Brenner Italien zugeschlagen. Für die Südtiroler war dies ein Trauma; Lilli Gruber beschreibt anhand der Notizen ihrer Urgroßmutter, wie stark die Politik sich bis in die Familien hinein auswirkte. Geschichte, lebendig und lehrreich ver- mittelt – ein Buch, das beeindruckt und betroffen macht. 

Prädikat: ****

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