Dienstag, 2. April 2013

Irmtraud Morgner: Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura (Luchterhand)

Irmtraud Morgner (1933 bis 1990) konnte mit dem sozialistischen Realismus nur sehr bedingt etwas anfangen. Ihr bedeutendstes Werk ist die Salman-Trilogie, in der die Schriftstellerin eine sehr eigene Sicht auf die Geschichte, insbesondere auch des weiblichen Teils der Menschheit, zu Papier gebracht hat. 
"Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura", 1974 im Aufbau-Verlag erstmals erschienen, ist der erste Band davon. Den zweiten Band - "Amanda. Ein Hexenroman" - konnte die Schriftstellerin noch voll- enden. Doch dann erlag Irmtraud Morgner einer Krebserkrankung. 
Der dritte Teil wurde schließlich durch Rudolf Bussmann aus dem Nachlass rekonstruiert und erschien 1998 unter dem Titel "Das heroische Testament" beim Luchterhand Literaturverlag, der das Werk auf Wunsch der Autorin seit 1990 betreut. Leider hatte der Verlag ihre Bücher zwischenzeitlich aus ökonomischen Gründen aus dem Programm genommen.
Umso erfreulicher ist es, dass zumindest der erste Teil der Trilogie nunmehr wieder erhältlich ist. Er berichtet über Beatriz de Dia, eine provenzalische Minnesängerin, die von der Männerwelt des Mittel- alters die Nase voll hatte. Nach 800 Jahren Schlaf wacht sie 1968 auf, und stellt fest, dass sich leider nicht sehr viel geändert hat. Doch dann geht sie in die DDR, wo ja alles besser sein soll. Was die Trobadora dort erlebt, das erzählt Morgner in einer faszinierenden literarischen Montage, und ihr Text lässt noch immer schmunzeln - vermutlich  auch Leser, die die DDR nicht selbst erlebt haben. 

Prädikat: *****

Keine Kommentare: