Dienstag, 29. März 2011

Xinran: Die namenlosen Töchter (Knaur)

Seit Jahren schreibt die Journalistin Xinran über die Schicksale chinesischer Frauen - und in diesem Roman erzählt sie von einer Familie, die nur Töchter hat, aber keinen Sohn: "Eßstäbchen" statt "Dachbalken". Da in China traditionell die Töchter den Haushalt ihrer Eltern verlassen, wenn sie heiraten, wird es gerade in ländlichen Gegenden offenbar doppelt wichtig, einen Sohn zu haben. Denn er ist nicht nur der "Stammhalter", sondern auch die Renten- versicherung der Eltern, die er versorgen muss, wenn sie alt werden.
Die sechs Töchter, von denen dieser Roman berichtet, haben nicht einmal Namen; ihr enttäuschter Vater hat sie statt dessen einfach durchnummeriert. Doch die Mädchen finden sich nicht damit ab, auf dem Lande nichts zu sein. Als erste entkommt Drei; sie geht in die Stadt und sucht sich dort eine Arbeit. Fünf und Sechs folgen ihr bald nach. Xinran macht deutlich, wie groß der Schritt für die Mädchen ist. Denn sie sind Analphabeten, sie haben keinen Beruf gelernt, und sie kennen in der Stadt zunächst niemanden. 

Keine Kommentare: