Freitag, 7. Juni 2013

Michael Tsokos: Die Klaviatur des Todes (Droemer)

Professor Dr. Michael Tsokos, einer der führenden Rechtsmediziner Deutschlands, berichtet von seiner Arbeit. Was er da schildert, das ist allerdings deutlich weniger spektakulär, als der Leser wahr- scheinlich erwarten wird - zumal dann, wenn er Fernsehkrimis liebt. Knalleffekte darf man von diesem Buch nicht erwarten; auch geschrieben ist es sachlich-nüchtern. 
Tsokos und seine Kollegen lesen aus den Spuren, die sich an den Leichen finden, mit wissenschaftlicher Akribie Informationen heraus. So gelingt es den Forensikern, zur Aufklärung kniffliger Kriminalfälle beizutragen. Denn nicht selten legen die Täter falsche Spuren. 
Einen wesentlichen Teil des Buches widmet Tsokos der Kohlen- monoxid-Vergiftung. Es ist erstaunlich, doch noch immer sterben hierzulande viele Menschen daran, dass sie dieses heimtückische Gas eingeatmet haben. Blockierte Schornsteine, defekte Gasthermen, Auspuffgase - das sind nur einige der Ursachen, die den Rechts- medizinern begegnen. Offensichtlich will Tsokos in seinem Buch die Aufmerksamkeit auf diese Gefahren lenken.  

Prädikat: **

Kati Nauman: Die Liebhaber meiner Töchter (Knaur)

Dies ist die Geschichte einer Familie, die regiert wird von Nina, der Übermutter, die sich um alles kümmert. Auch dann noch, als die drei Töchter eigentlich schon erwachsen sind, und Mannsbilder mit nach Hause bringen. Naja, Mannsbilder sind es ja eigentlich nicht, sondern eher wandelnde Problemchen - und prompt nimmt Nina Noah, Till und Konrad in Fürsorge, zumal ihre Töchter die Liebhaber schon bald wieder abserviert haben. 
Greta, Marlene und Lotta flüchten. Und Vater Peter schließt sich ihnen seufzend an. Denn im einstigen Heim der Familie haben sich die Exfreunde eingenistet, bemuttert durch Nina. Dieser Roman von Kati Naumann  liest sich wie eine Semester- arbeit im Fach Kreatives Schreiben. Wer seichte Unterhaltung schätzt, bemüht witzig formuliert und mit einer Handlung voraus- sagbar wie die Laufzeit einer Waschmaschine, der wird dieses Buch lieben.

Prädikat: --

Karen Rose: Todeskleid (Knaur)

Privatdetektivin Paige Holden sucht einen Mörder. Denn der Gärtner, der für die Tat im Gefängnis sitzt, behauptet, das Kind nicht umgebracht zu haben. Von seiner Unschuld überzeugt ist die Detektivin freilich erst, als sie beobachtet, wie seine Frau auf offener Straße von einem Scharf- schützen erschossen wird. 
Holden ermittelt - und findet Leichen, wohin sie auch fährt. Sie entrinnt selbst nur knapp einem Mordanschlag, und hat nun einen wichtigen Verbündeten - Staatsanwalt Grayson Smith. Denn die Spur führt bald in höchste Kreise. Sie wird immer länger, und sie wird unappetitlich: Blaue Kleider, blonde Locken, tote Mädchen. Dieser Krimi von Karen Rose ist so lebensnah wie das Märchen vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf - und trotzdem so spannend, dass man das Buch gar nicht wieder aus der Hand legen möchte. 

Prädikat: ***

P. D. James: Der Tod kommt nach Pemberley (Droemer)

 "Sollen andere Federn bei Schuld und Elend verweilen. Ich verlasse dergleichen abscheuliche Themen, so schnell ich kann, und beeile mich, jeden, der sich nichts Schlimmes zuschulden kommen ließ, wieder in leidliches Wohlergehen zu versetzen und die übrigen zu vergessen." So hat es Jane Austen einmal in einem ihrer Bücher auf den Punkt gebracht; Phylllis Dorothy James aber, die "Queen of Crime", hat dazu eine gänzlich andere Meinung. Und so hat sie das Figuren- ensemble, das Jane Austen einst in ihrem berühmten Roman "Stolz und Vorurteil" entworfen hat, erneut zu literarischem Leben erweckt. Sie wagt sich daran, einige delikate Vorgänge zu erhellen, die die Kollegin vor 200 Jahren lieber nicht im Detail erzählen wollte. Dieser Roman ist nicht in erster Linie ein Krimi, auch wenn es darum um eine Leiche und einen Mörder geht. James schreibt vielmehr Austens Roman weiter - mit Fingerspitzen- gefühl, aber auch einer gehörigen Portion Witz. 

Prädikat: ****

Friedrich Ani: Süden und das heimliche Leben (Knaur)

Kellnerin Ilka Senner ist fleißig und zuver- lässig. Als das Wirtsehepaar genug hat von der Gastronomie, soll sie das Lokal über- nehmen - doch plötzlich ist sie verschwun- den. 
Sowohl ihr Chef als auch die Stammgäste sind fest davon überzeugt, dass Ilka einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Sie legen zusammen und engagieren Tabor Süden; der Detektiv soll herausfinden, wo die bewährte Servierkraft steckt. Süden ahnt schon bald, warum sie von der Aussicht auf Aufstieg gar nicht begeistert ist - aber wie peinlich ihr das ist, das ahnt keiner. 

Prädikat: ***

Donnerstag, 6. Juni 2013

Karen Rose: Todesherz (Knaur)

Gerichtsmedizinerin Lucy Trask ist nicht leicht zu schockieren. Doch dann platziert jemand eine Leiche an ihrer täglichen Joggingstrecke, und richtet sie so her, dass sie zunächst denken muss, es handele sich um ihren verehrten Musiklehrer. 
Lucy zweifelt keine Sekunde daran, dass diese Inszenierung ganz gezielt dort platziert wurde. Die Details sind grauenvoll; Zunge und Herz wurden dem Toten fach- männisch entfernt. Weitere Leichen folgen, ebenso verstümmelt - und die Herzen schickt der Täter an die Gerichtsmedizinerin. Kein Zweifel, dies ist ein persönlich motivierter Rachefeldzug. 
Die Suche nach dem Täter führt Lucy in ihre Vergangenheit. Dabei steht glücklicherweise Detective J.D. Fitzpatrick an ihrer Seite - was die Ausflüge in die frühere Heimat nicht ganz so gruslig macht. Was könnte der Grund für die Mordserie sein? Und wer könnte einen derartigen Hass auf Lucy haben? Der Leser hat es bald heraus. Doch die Autorin ist raffiniert genug, den Rest des Buches so spannend zu machen, dass man trotzdem weiterliest. Bis zur letzten Seite. 

Prädikat: ***

Katryn Berlinger: Das Geheimnis der Herzkirschen (Knaur)

Ausgerechnet auf der Hochzeit ihrer besten Freundin, vor allen Gästen, macht ihr Freund mit Isabel Schluss - und nun ist sie obendrein auch noch ihren Job los! Isabel ist verletzt und verunsichert. Glücklicherweise helfen ihr Freunde weiter, denn auf die eigene Familie kann die junge Frau nicht bauen. Ihre Mutter gilt zwar als Super-Lehrerin, ist aber zu ihrer Tochter seltsam schroff, kalt und abweisend. Sie erzählt Isabel, dass in ihrer Familie die Liebe nie eine Rolle gespielt habe. 
Nach dem Tod der Mutter allerdings erfährt Isabel von einem über- raschenden Vermächtnis: Eine schwedische Glasmalerin, deren Name ihr vollkommen unbekannt ist, hat sie im Jahr ihrer Geburt als Erbin eines Grundstücks eingesetzt. Schon bald erkennt Isabel, dass sie mit dem Haus am See auch einen Sack Rätsel geerbt hat. Und dass dies offenbar etwas mit ihrer Familiengeschichte zu tun hat. Katryn Berlinger ist eine grandiose Familiensaga gelungen, die buchstäblich rund um die Welt und durch die Zeiten führt. 

Prädikat: ***

Schimun Wrotschek: Piter (Heyne)

Russland, im Jahr 2033. Nach einem verheerenden Krieg sind die Metropolen der Welt unbewohnbar. Alle, die nicht recht- zeitig einen sicheren Unterschlupf gefun- den haben, sind ums Leben gekommen. Die Erde ist verseucht. In den verlassenen Straßen tummeln sich Mutanten, und auch im Wasser leben seltsame, furchterregende Wesen, denen man besser nicht zu nahe kommt. 
Dmitri Glukhovsky hat mit seinem Roman "Metro 2033" ein Szenarium erdacht, das mittlerweile eine ganze Autoren-Gemeinde zu eigenen Romanen inspiriert hat. Schimun Wrotschek beispielsweise berichtet vom Überleben in den Tunneln des U-Bahn-Netzes von St. Petersburg. Dort haben sich Lebensgemeinschaften etabliert, die teilweise bizarren Regeln folgen - und einander erbittert bekämpfen. Wer sich lang nicht mehr gegruselt hat - diese Zukunftsvision bietet genug Anlass dazu. 

Prädikat: ****

Mittwoch, 5. Juni 2013

Su Turhan: Kommissar Pascha (Knaur)

Eigentlich hatte Zeki Demirbilek die Nase voll von seinem Dasein als Polizist, von Deutschland und vor allem auch von München. Doch dann soll er plötzlich Chef werden, ein Team führen - ausgerechnet er, der keinem Streit aus dem Weg und lieber seine eigenen Wege geht. 
Die Umstände nehmen ihm die Entschei- dung ab. Denn aus dem Eisbach wird eine Leiche gezogen - wahrscheinlich ein Türke, und in seiner Brust stecken Reißnagel. Sie bilden in arabischer Schrift das Wort "Scheitan". Warum der Tote der Teufel sein soll, das ist zunächst ein Rätsel. Doch bald gibt es noch weitere Tote - und etliche Mörder. Ein kniffliger Fall für Kommissar Pascha und sein bayerisch-türkisches Team, und eine gelungene Krimi-Premiere für Su Turhan. 

Prädikat: **

Dienstag, 4. Juni 2013

Brenda Stumpf: Das erotische Potential meines Kleingärtnervereins (Knaur)

Brenda Stumpf, dem aufmerksamen Leser dieses Blogs bereits bekannt als einstige Köchin der Zeche Zollverein ("Bratkartoffeln für Tina Turner"), lässt sich von ihrer Mutter eine Laus ins Ohr setzen. Eine Blattlaus, um präzis zu sein. 
Nach einem Aufenthalt in der Heimat zieht die Autorin also los, um fürderhin selbst mehr als den Balkon zu begrünen - und findet auch prompt den idealen Kleingar- ten. In diesem Buch erzählt sie von den Mühen des Rasenmähens und Unkraut- jätens, die sie gemeinsam mit einer Freundin aber locker bewältigt. Und während die Rosen blühen und die Nachbarn die beiden neuen Mitglieder zunehmend in den Kleingartenverein integrieren, startet Stumpf ein weiteres Projekt, das sie mit der gleichen Energie angeht: Die Suche nach einem Partner, der gemeinsam mit ihr Beete und Dasein beackert. In diesem Buch geht es aber, anders als vom Verlag suggeriert, mehr um das Um- als das Angraben. Und das ist ziemlich gut so. Wer auf der Suche nach humorvoller Unterhaltung ist, der wird von diesem Buch nicht enttäuscht. 

Prädikat: **

Harriet Evans: Das Buch der verborgenen Wünsche (Knaur)

Jedes Jahr im Sommer treffen sich Familie und Freunde in Cornwall. Doch das Idyll hat Brüche, und als dann ein junges Mädchen von den Klippen stürzt und dabei ums Leben kommt, verändert sich alles. Das ist lange her. Die Schwester der Verunglückten hat mittlerweile selbst eine erwachsene Tochter. Doch die Familie ist durch den Unfall geprägt - nicht nur durch den Unfall, stellt Natasha fest, als sie nach dem Tod ihrer Großmutter das Tagebuch der Tante findet und liest. Die junge Frau erfährt Geheimnisse, die über Generationen sorgsam gehütet worden sind. Und damit gelingt es ihr, auch ihr eigenes Leben neu zu ordnen. Eine gut lesbare Sommergeschichte. 

Prädikat: *

Jenny Valentine: Kaputte Suppe (dtv)

"Ich bin in den Zoo gegangen. Mit meiner Mama und meinem Papa. Wir haben Tiger gesehen. Ich habe Popcorn gegessen. Es war lustig." So berichtet die kleine Stroma, beinahe sechs, im Kindergarten über ihr Wochenende. Doch lustig ist ihr Leben schon lang nicht mehr. Denn ihre Eltern haben sich getrennt. Die Mutter ist nach dem Tod ihres geliebten Sohnes Jack in Depressionen ver- sunken. Rowan, die ältere Tochter, führt den Haushalt und kümmert sich um Stroma. Seitdem ihr Vater ausgezogen ist, ist die Schule für sie "wie Ferien", schreibt Jenny Valentine, die sich diese irre Geschichte ausgedacht hat. Doch dann lernt Rowan Bee lernen, die die gleiche Schule besucht. Die Mädchen werden Freundinnen. Und schließlich erfährt Rowan, dass Sonny keineswegs der Bruder von Bee ist - sondern ihr Sohn, und der von Jack. 
Jenny Valentine berichtet in ihrem Buch über den Alltag in einer ganz nicht alltäglichen Familie, und darüber, wie es ist, wenn Kinder erwachsen werden müssen, damit Erwachsene sich benehmen können wie Kinder. Ein Buch, das ebenso schockierend ist wie großartig. Ein wichtiges Kinderbuch, das sich an ein Tabuthema wagt. 

Prädikat: ****

Montag, 3. Juni 2013

Volker Klüpfel, Michael Kobr: Herzblut (Droemer)

Hauptkommissar Kluftinger fürchtet um seine Gesundheit. Da ist andauernd dieses Stechen in der Brust - und dann bekommt er obendrein noch einen Anruf, und ist sich absolut sicher, einen Mord gehört zu haben. Nur glaubt ihm das keiner - bis Kluftinger dann auch die Leiche aufgespürt hat. Es bleibt nicht die letzte. Und statt zur Kur geht der Polizist daher auf die Jagd nach einem Serienmörder. 
Die beiden Autoren haben einen handfesten und streckenweise zudem urkomischen All- gäu-Krimi geschrieben - doch lachen mag man zumeist nicht darüber; zu grausig ist die Wahnwelt, in der sich die Täter bewegen. Den Schmerz allerdings wird Kluftinger los - im Zweikampf mit dem Mör- der, Details bitte im Buch nachlesen. Das lohnt sich. 

Prädikat: ****

Angus Donald: Der Kreuzfahrer (Knaur)

Angus Donald berichtet vom dritten Kreuz- zug, bei dem 1190 eine Schar edler Herren nebst ihren Waffenknechten und einer noch viel größeren Schar Gesindel ins Heilige Land zog. 
An der Seite von König Richard Löwenherz lässt der Autor den Earl of Locksley kämpfen, besser bekannt als Robin Hood. In einer spannenden Geschichte erzählt er, wie aus dem Gesetzlosen ein Adliger wird - selbstsüchtig, grausam und gierig wie all seine Zeitgenossen. Diese Deutung der Saga ist nur konsequent; und auch literarisch ist ihm der Historien- roman überzeugend gelungen. 

Prädikat: ***

Alexis Jenni: Die französische Kunst des Krieges (Luchterhand)

Als 1991 der zweite Golfkrieg beginnt, wird der Erzähler dieses Romans arbeitslos. In einem Bistro lernt er Victorien Salagnon kennen. Und während im Fernsehen die Bilder aus dem Irak die Nachrichten prägen, kommen sich die beiden Männer näher. Salagnon unterweist den Erzähler im Zeichnen - und er berichtet vom Krieg. Der staunende Leser erfährt Geschichten, die in keinem Geschichtsbuch stehen. Denn Salagnon hat in der Résistance gekämpft, in Indochina und in Algerien. Dort hat er Dinge erlebt, die keine Kamera aufgezeichnet hat - und von denen auch der Leser bislang wahrscheinlich nichts wusste. Dieses Buch zeigt das hässliche Gesicht Frankreichs, einer Nation, die auf Frei- heit, Gleichheit und Brüderlichkeit spuckt, sobald es um Macht geht. Schockierend! 

Prädikat: ***

Sonntag, 2. Juni 2013

Lena Johannson: Die Ärztin von Rügen (Knaur)

Rügen um 1890 - die Insel verändert sich. Und das liegt nicht nur an der Eisenbahn, die Rügen mit dem Festland verbinden soll. Der beginnende Badebetrieb hat erhebliche Auswirkungen auf das Leben der Insel- bewohner. So begegnet Landarzt Dr. Carl Utpatel plötzlich Kollegen vom Festland, die ihr Geld damit verdienen wollen, die Kurgäste zu betreuen. Nicht alle von ihnen sind nette Menschen, muss auch seine Tochter Anne feststellen. Es dauert seine Zeit, bis sich herausstellt, dass der ver- meintliche Dr. Franzen nicht nur trunksüchtig und unsympathisch ist, sondern obendrein ein Betrüger, der von Medizin keine Ahnung hat. Ein unterhaltsamer Roman von Lena Johannson, stimmig inszeniert vor einer beeindruckenden historischen Kulisse. 

Prädikat: **

Dona Kujacinski, Peter Kohl: Hannelore Kohl (Knaur)

Sie war die Frau hinter einem mächtigen Mann - und dieses Buch macht deutlich, dass Hannelore Kohl mitnichten das Blondchen war, als das sie Journalisten gern beschrieben haben. Dona Kujacinski hat Hannelore Kohl bei ausführlichen Interviewgesprächen ganz anders erlebt. Gemeinsam mit den Kohl-Söhnen, insbe- sondere Peter Kohl und seiner Frau Elif,
hat die Autorin daher diese Biographie geschrieben. 

Sie führt von Hannelores Kindertagen in Leipzig bis hin zu ihrem Leben an der Seite des Politikers Helmut Kohl, den sie als Gymnasiastin kennenlernt - und dem sie treu bleibt bis an ihr tragisches Lebensende. Dieses Buch zeigt, dass die elegante Frau, die man von den vielen Fotos kennt, enorm viel geleistet hat - für ihren Mann, für Familie und Freunde, in der politischen Welt und vor allem auch für das Kuratorium ZNS und die Hannelore-Kohl-Stiftung, die sich für die Rehabilitation von Unfall- opfern mit Hirnverletzungen einsetzen. Wir erleben Hannelore Kohl als eine beeindruckende Persönlichkeit, die mit ihrem Engagement viel verändert hat. Beifall war ihr dabei wohl nicht so wichtig - aber es ist nur gerecht, wenn dieses Buch posthum das Bild, das die Presse von der Politikergattin vermittelt hat, in wesentlichen Punkten korrigiert. 

Prädikat: ****

Samstag, 1. Juni 2013

Amy Chua: Die Mutter des Erfolges (dtv)

Andere Leute erziehen ihre Kinder anders. Und sie haben Erfolg damit. Ihre Kinder sind höflich, sozial angepasst, gut in der Schule - und sie musizieren brillant. Wie viele Teenager geben ein Konzert in der Carnegie Hall? Eine Tochter von Amy Chua hat das geschafft, und die Professorin berichtet in diesem Buch über ihren Weg dorthin. Dafür wurde sie heftig angefeindet - denn im ach so liberalen Westen darf man von Kindern nichts fordern. Die lieben Kleinen sollen rund um die Uhr Spaß haben. Doch das Leben später ist kein Ponyhof; wer ehrlich ist, der wird zugeben, dass die radikalen Methoden der chinesischen Mutter ganz sicher auch Vorteile haben. Zumindest nachdenklich sollte dieses Buch machen.

Prädikat: ****

Monika Bittl, Silke Neumayer: Muttitasking (Knaur)

Wie viele Seiten kann man mit Text füllen, ohne wirklich etwas zu sagen? Dieses Experiment wagen hier Monika Bittl und Silke Neumayer. Die beiden Autorinnen erzählen Belangloses, das jedem bestens vertraut ist, der eine Familie hat - nur kommen glücklicherweise andere Leute nicht auf die Idee, solche Anekdötchen zu einem Buch auszuwalzen. Schade um das Papier. 

Prädikat: --

Simone Buchholz: Eisnattern (Droemer)

Vorweihnacht an der Elbe. Staatsanwältin Chastity Riley hat ein Problem. Denn sie mag Weihnachten nicht, sie hat Urlaub - und dann steht plötzlich ihre vor Zeiten in die USA entschwundene Mutter vor der Tür. Und so stürzt sie sich mit Feuereifer in die Arbeit - denn irgend jemand prügelt Obdachlose halb tot, und dann verschwinden auch noch zwei Teenager. Ein 1A-Hamburg-Krimi von Simone Buchholz, mit viel Lokalkolorit und einem verblüffenden Schluss. 

Prädikat: ***

Giles Blunt: Eismord (Knaur)

In dem kleinen Ort in Kanada ist nicht viel los; es ist Winter, und nur ein paar Pelzhändler treffen sich jedes Jahr in der Region. Doch dann werden in einem Ferienhaus zwei Leichen gefunden, und es geschehen innerhalb kurzer Zeit noch einige weitere seltsame Verbrechen. Detective John Cardinal setzt alles daran, die Täter zu finden. Doch er ist nicht allein auf ihrer Spur; auch eine Journalistin gibt sich alle Mühe, sie aufzuspüren. Ein spannender Krimi - mit einem brutalen Finale. 

Prädikat: **